4 Schritte, um ein Genossenschaftssystem einzuführen
Wie die Landwirtschaft in eine kooperative Bewirtschaftung umgestaltet werden kann
PROUT (Progressive Utilization Theory) bedeutet eine Absage an den gewinnorientierten Kapitalismus. Stattdessen schlägt eine PROUT eine wertebasierte und bedarfsorientierte Produktion von Gütern vor, die in einem genossenschaftlichen System stattfindet.
Doch wie schaffen wir den Übergang in eine so andere Wirtschaftsweise? In einem Vortrag über landwirtschaftliche Revolution erwähnt PROUT-Gründer Shrii P. R. Sarkar vier Phasen, wobei auch die Psychologie der Bevölkerung berücksichtigt wird. In den ersten zwei Phasen wird das Genossenschaftssystem eingeführt:
Im Rahmen der Dezentralisierung sollten landwirtschaftliche Flächen durch das Genossenschaftssystem verwaltet werden. Es ist jedoch nicht ratsam, plötzlich alles Land der genossenschaftlichen Bewirtschaftung zu überlassen, da Genossenschaften aus der kollektiven Arbeit und Weisheit einer Gemeinschaft hervorgehen.
[…]
Die Einführung der genossenschaftlichen Landbewirtschaftung sollte in einem Zwei-Phasen-Plan erfolgen.
In der ersten Phase sollten alle unwirtschaftlichen Betriebe verpflichtet werden, sich dem Genossenschaftssystem anzuschließen, damit sie zu wirtschaftlichen Betrieben werden.
In dieser Phase werden die Genossenschaften nur aus Personen bestehen, die ihr Land zusammengelegt haben, um unwirtschaftliche Betriebe wirtschaftlich zu machen.
Hierzu eine Anmerkung: Als wirtschaftlich definiert Shrii Sarkar, wenn der Ertrag eines Betriebes den Aufwand übersteigt.
Im Unterschied zum sozialistischen Ansatz schlägt PROUT allerdings keine Enteignung vor. Vielmehr sollen die Landbesitzer weiterhin ihr Besitzrecht innerhalb der Genossenschaft ausüben und Dividenden beziehen:
Privateigentum wird anerkannt. So kann beispielsweise eine Person einen Hektar, eine andere zwei Hektar und eine dritte Person drei Hektar innerhalb der Genossenschaft besitzen.
Jedes Genossenschaftsmitglied hat Anspruch auf eine Dividende auf der Grundlage der Gesamtproduktion im Verhältnis zu dem Land, das es in die Genossenschaft eingebracht hat. Jeder Einzelne behält die Eigentumsurkunde für sein Land, aber die landwirtschaftlichen Tätigkeiten werden gemeinschaftlich durchgeführt.
Ein wesentlicher Vorteil, Landflächen zusammenzulegen ist der Abbau von Grenzlinien, die nun zur Bewirtschaftung genutzt werden können:
Folglich wird das Land, das als Grenzlinien genutzt wurde, nicht mehr unbewirtschaftet bleiben. […] In der ersten Phase des Plans müssen diejenigen, die Land besitzen, das als wirtschaftlicher Betrieb produktiv ist, nicht davon überzeugt werden, einer Genossenschaft beizutreten.
Besteht ein wirtschaftlicher Betrieb jedoch aus Land, das auf kleine Parzellen verstreut ist, sollten die verstreuten Parzellen zu einem Betrieb zusammengefasst werden. Alternativ dazu müssen überall dort, wo es kleine, verstreute, unwirtschaftliche Parzellen gibt, diese unter genossenschaftlicher Verwaltung zusammengelegt werden.
In der zweiten Phase sollten alle ermutigt werden, dem Genossenschaftssystem beizutreten.
Klar ist: ein Wandel zu einem genossenschaftlichen System muss organisch wachsen. Der sozialistische Ansatz der radikalen Enteignung und Neuverteilung ist weder psychologisch noch wirtschaftlich sinnvoll.
Die Menschen müssen mit der Veränderung mitgehen und bereit sein, genauso müssen genossenschaftliche Strukturen erst aufgebaut werden.
Diese erste Phase des Wandels zu einem genossenschaftlichen System berücksichtigt daher den menschlichen Wunsch nach Besitz. Erst später, wenn sich die Bauern und Landbesitzer bereits etwas an die kollektive Bewirtschaftung des Landes gewöhnt haben, findet eine Neuverteilung des Landbesitzes statt.
Dies geschieht in den Phasen drei und vier:
In der dritten Phase sollte es eine rationale Verteilung von Land und eine Neubestimmung der Eigentumsverhältnisse geben. In diesem neuen System werden zwei Faktoren die rationale Verteilung von Land bestimmen – der Mindestbesitz an Land, der für den Unterhalt einer Familie erforderlich ist, und die Fähigkeit des Landwirts, das Land zu nutzen.
Für die weitere Entwicklung des Genossenschaftssystem bedarf es allerdings auch der geistigen Entwicklung. Erst wenn die Menschen lernen, an das Gemeinwohl zu denken, wird die vierte Phase möglich:
In der vierten Phase wird es keine Konflikte über den Besitz von Land geben. Durch die geistige Erweiterung wird ein angenehmes Umfeld entstehen, weil die Menschen lernen werden, an das Gemeinwohl zu denken und nicht an ihre kleinlichen Eigeninteressen. Ein solcher Wandel wird sicherlich nicht über Nacht eintreten.
Ohne eine angemessene geistige Vorbereitung durch inneren Drang und äußeren Druck, die mit dem Zeitfaktor in Einklang steht, werden die Menschen dieses System niemals akzeptieren, und es kann ihnen nicht gewaltsam aufgezwungen werden.
Hier wird wieder der Unterschied zum Sozialismus deutlich. Denn im Gegensatz zu diesem wird das PROUT-System zwar mit ‘innerem Drang und äußerem Druck’ entstehen, nicht aber mit Zwang.
Auch wird der äußere Druck klaren rationalen und gemeinwohlorientierten Kriterien folgen (wie Wirtschaftlichkeit und Deckung des Mindestbedarfs) und nicht gegen die Psychologie der Menschen gehen (wie dem Wunsch nach Besitz). Sarkar kommentiert dazu:
Die Führer der Sowjetunion kannten die kollektive Psychologie des Volkes nicht und versuchten daher, die kollektive Landwirtschaft mit Gewalt durchzusetzen. Dies führte zu schweren Hungersnöten und massiven Bürgerunruhen.
Bei dem Versuch, diese Probleme in den Griff zu bekommen, griff die Verwaltung zu brutaler Gewalt, anstatt psychologische Maßnahmen zu ergreifen, und das Ergebnis war die Vernichtung vieler Menschen.
Quelle:
Zitate: Shrii P. R. Sarkar: Agrarian Revolution in: Proutist Economics, Ananda Marga Publication, Kolkata 2020.
[1] https://www.handelsblatt.com/finanzen/anlagestrategie/trends/global-wealth-report-2023-das-vermoegen-der-reichsten-der-welt-ist-gesunken/29332634.html
[2] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/05/PD23_190_63.html
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