5 Grundsätze einer dezentralen Wirtschaft
Um unsere Freiheit zu sichern, müssen wir unser Wirtschaftssystem von der Wurzel her anders denken.
Es bedarf eines grundlegenden Wandels unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft. Die Ausrichtung auf den persönlichen Gewinn sollte dabei abgelöst werden durch die Ausrichtung auf gesellschaftlichen allseitigen Fortschritt.
PROUT (PROgressive Utilization Theory, Fortschrittliche Nutzungstheorie) bietet die Weitsichtigkeit und den Plan für einen solchen Wandel. Ein wichtiger Teil von PROUT ist eine dezentrale Wirtschaft. Zu dieser dezentralen Wirtschaftsform zählt PROUT-Begründer Shrii P. R. Sarkar fünf Grundsätze.
Örtliche Kontrolle durch Einheimische
Der erste Grundsatz der dezentralisierten Wirtschaft besteht darin, daß alle Rohstoffe in einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einheit von der örtlichen Bevölkerung kontrolliert werden müssen.
Rohstoffe sollten also in der Hand der Einheimischen sein, um die Entwicklung des örtlichen Gebietes voranzubringen. Zum Beispiel sollte dann das breite Aufkaufen von Land durch reiche Oligarchen (wie zum Beispiel durch Bill Gates in den USA [1]) nicht mehr in dieser Form möglich sein.
Dabei sollten die örtlichen Rohstoffe bestmöglich genutzt werden. Die Nutzung sollte den Zweck der örtlichen Selbstversorgung und der Steigerung des Lebensstandards der örtlichen Bevölkerung verfolgen.
Doch wer zählt eigentlich zu den “Leuten vor Ort” bzw. den “Einheimischen”?
Die Einheimischen sind diejenigen, die ihre eigenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen der gesellschaftlich-wirtschaftlichen Einheit, in der sie leben, verbunden haben.
Dieses Verständnis von Einheimischen hat natürlich nichts mit der Hautfarbe, der Rasse, der Kaste, dem Glaubensbekenntnis, der Sprache oder dem Geburtsort zu tun.
[…]
Keinem Außenseiter sollte es erlaubt sein, sich in die örtlichen Wirtschaftsangelegenheiten oder in das Herstellungs- und Verteilungssystem einzumischen, da sonst eine schwimmende Bevölkerung entsteht, die den Abfluss von wirtschaftlichem Reichtum aus dem örtlichen Gebiet verursacht.
Wenn dies geschieht, wird das Gebiet anfällig für wirtschaftliche Ausbeutung von außen und die dezentrale Wirtschaft wird untergraben.
Es ist wie mit einem Behälter, den man mit Wasser füllen möchte. Wenn der Behälter Löcher hat, fließt das Wasser immer zur Seite durch die Löcher hinaus und der Behälter lässt sich nie füllen.
Ähnlich kann sich eine örtliche Wirtschaft nicht richtig entwickeln, wenn Wohlstand entweder in Form von Rohstoffen oder in Form von ins Ausland gesendete Löhnen (wie das bei Wanderarbeitern häufig der Fall ist) aus der Gegend abfließt.
Wenn Regionen voneinander lernen durch den Austausch von Wissen und besonders von Fachkräften ist das sicher sinnvoll. Dennoch dienen die leitenden Grundsätze von örtlicher Verbundenheit und langfristige Arbeitsverhältnisse im Allgemeinen dazu, die wirtschaftliche Sicherheit und Selbstständigkeit jeder Gegend zu stärken.
Erzeugung für den Verbrauch
Der zweite Grundsatz der dezentralisierten Wirtschaft besteht darin, daß sich die Erzeugung am Verbrauch und nicht an Gewinnerzielung orientieren sollte. Die meisten Länder der Welt haben ein Wirtschaftssystem eingeführt, das sich nach dem Gewinn richtet, d.h. die Herstellung ist auf Gewinn ausgelegt.
Die Erzeuger geben den Erzeugnissen den Vorzug, die den größten Gewinn bringen, so dass überall ein scharfer Wettbewerb um die Herstellung der gewinnbringendsten Güter herrscht. […]
In einer dezentralisierten Wirtschaft werden die von einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einheit erzeugten Waren auf dem örtlichen Markt selbst verkauft. Infolgedessen gibt es keine Unsicherheit in der örtlichen Wirtschaft oder im Wirtschaftsleben der örtlichen Bevölkerung.
Außerdem wird das Geld innerhalb des örtlichen Marktes zirkulieren, so dass es keinen Abfluss von örtlichem Vermögen geben wird. Die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Katastrophe in der örtlichen Wirtschaft wird weitgehend ausgeschlossen.
In einem solchen System steigt das Einkommen der Menschen stetig an und ihre Kaufkraft nimmt beständig zu. Kein Wirtschaftssystem der Welt ist in der Lage gewesen, die Kaufkraft der Menschen stetig zu erhöhen, weil die wirtschaftliche Macht in den Händen einiger weniger gebündelt ist.
Eine dezentrale, örtliche Wirtschaft schafft demnach eine feste Grundlage, um auch für Krisen gewappnet zu sein. Diese Grundlage fehlt in dem derzeitigen System des globalisierten Kapitalismus.
Wenn Güter für den örtlichen Verbrauch hergestellt werden, verringert sich zudem die Gefahr einer Versorgungsknappheit oder Überproduktion. Wenn außerdem vor allem diejenigen Güter hergestellt werden, die die Menschen wirklich brauchen, anstatt die, die am meisten Gewinn bringen, nutzen wir unsere Rohstoffe auf einmal um ein Vielfaches wirksamer.
Die wesentliche Rolle von Genossenschaften
Der dritte Grundsatz der dezentralisierten Wirtschaft besteht darin, daß Erzeugung und Vertrieb durch Genossenschaften verwaltet werden sollten.
Einer der Hauptgründe für das bisherige Scheitern der Genossenschaftsbewegung ist die wirtschaftliche Zentralisierung. In einem wirtschaftlichen Umfeld, das von Ausbeutung, Bestechung und Materialismus geprägt ist, ist es für Genossenschaften äußerst schwierig, erfolgreich zu sein, so dass die Menschen das Genossenschaftssystem nicht uneingeschränkt annehmen können.
Die Genossenschaften sind gezwungen, mit den Monopolkapitalisten um die örtlichen Märkte zu wetteifern, und die Rechte der örtlichen Bevölkerung an ihren Rohstoffen werden nicht anerkannt. Solche Umstände haben den Erfolg der Genossenschaftsbewegung in vielen Ländern der Welt untergraben.
Der Genossenschaftsgedanke ist (zumindest in Deutschland) schon mindestens 150 Jahre alt. Doch haben es Genossenschaften in einem zentralistischen Kapitalismus schwer, Fuß zu fassen. Denn multinationale Unternehmen können zum Beispiel durch unfaire Vorgehensweisen wie Preisdumping, Raub von Rohstoffen und Korruption örtliche Genossenschaften leicht in die Pleite treiben.
Das senkt zugleich das Vertrauen der Bevölkerung in die Wirtschaftlichkeit von Genossenschaften.
Eine dezentrale Wirtschaft passt daher gut zum Genossenschaftswesen:
Andererseits ist die dezentralisierte Wirtschaft einer der Hauptgründe für den Erfolg des Genossenschaftswesens. Die Verfügbarkeit örtlicher Rohstoffe gewährleistet eine ständige Versorgung der genossenschaftlichen Unternehmen, und die genossenschaftlich hergestellten Waren können leicht auf dem örtlichen Markt verkauft werden.
Die wirtschaftliche Sicherheit wird bei den Genossenschaftsmitgliedern zunehmendes Interesse und Beteiligung hervorrufen, und da die Menschen vor Ort sich ihrer wirtschaftlichen Sicherheit sicher sind, können sie das Genossenschaftssystem vorbehaltlos annehmen.
[…]
Das Genossenschaftswesen ist ein Muss, und es ist nur durch eine dezentralisierte Wirtschaft möglich. Das Genossenschaftswesen und die dezentralisierte Wirtschaft sind untrennbar miteinander verbunden.
Örtliche Anstellung von Arbeitskräften
Der vierte Grundsatz der dezentralisierten Wirtschaft ist, daß die örtliche Bevölkerung in den örtlichen Wirtschaftsunternehmen beschäftigt werden muss. Solange die örtliche Bevölkerung nicht voll in der örtlichen Wirtschaft beschäftigt ist, kann die Arbeitslosigkeit niemals gelöst werden.
Die Menschen vor Ort sollten die Höhe des Mindestbedarfs und die grundlegenden Maßnahmen für ihr eigenes wirtschaftliches Wohlergehen bestimmen. Wenn dieser Grundsatz befolgt wird, wird sich das Problem der Einmischung von außen in die örtliche Wirtschaft überhaupt nicht stellen.
Wenn Genossenschaften den Menschen vor Ort Arbeit bieten und ihnen Löhne zahlen, die ihrem zuvor je nach Ort festgestellten Mindestbedarf entsprechen, besteht keine Notwendigkeit mehr, dass sich große überregionale Unternehmen in dieser Gegend ansiedeln, angeblich um Arbeitsplätze zu schaffen.
Genossenschaften werden Arbeitsplätze für die örtliche Bevölkerung schaffen und außerdem sicherstellen, dass die Fähigkeiten und das Fachwissen der Einheimischen voll genutzt werden. Auch gebildete Menschen sollten in Genossenschaften beschäftigt werden, damit sie nicht auf der Suche nach Arbeit die Gegend verlassen oder vom Land in die Städte ziehen.
[…]
Örtliche Waren für örtlichen Verbrauch
Der fünfte Grundsatz der dezentralen Wirtschaft besteht darin, daß Waren, die nicht vor Ort produziert werden, von den örtlichen Märkten entfernt werden sollten.
Da die dezentralisierte Wirtschaft darauf abzielt, die örtliche Industrie zu entwickeln und Arbeitsplätze für die örtliche Bevölkerung zu schaffen, sollten die Waren, die nicht in der örtlichen Umgebung hergestellt werden, so weit wie möglich aus dem örtlichen Markt verbannt werden.
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die örtliche Bevölkerung die in ihrem eigenen Gebiet erzeugten Waren nutzt, um den Wohlstand der örtlichen Wirtschaft zu sichern. Anfänglich mögen die örtlichen Waren minderwertig, teurer oder weniger leicht verfügbar sein als die Waren von außerhalb, aber trotzdem sollten die Einheimischen die lokal erzeugten Waren verwenden.
Wenn einheimische Waren den Bedürfnissen und Wünschen der Bevölkerung nicht entsprechen, müssen unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden, um die Qualität zu verbessern, den Preis zu senken und das Angebot an einheimischen Waren zu erhöhen, da sonst rechtswidrige Einfuhren gefördert werden.
[…]
Dieser fünfte Grundsatz ist besonders wichtig, wenn sich örtliche Wirtschaften gerade entwickeln. Handel ist gut und wünschenswert. Doch die Überschwemmung eines örtlichen Marktes mit ausländischen Waren machen es oft örtlichen Betrieben schwer, sich zu behaupten.
Eine wachsende Pflanze braucht einen Schutzzaun, dass ihre zarten Blätter nicht von Tieren verzehrt werden. Ähnlich dient eine Politik des wirtschaftlichen Schutzes in einem gewissen Rahmen der gesunden Entwicklung der jeweiligen örtlichen Wirtschaft.
Eine solche Wirtschaftspolitik des Schutzes sollte den Raum schaffen, dass sich örtliche Genossenschaften entwickeln können, die dann weitestgehend das Bild bestimmen.
Große internationale Online-Anbieter wie zum Beispiel Amazon würden nicht die Wirtschaft steuern. Güter für den Grundbedarf wie Kleidung oder Nahrungsmittel würden soweit wie möglich vor Ort hergestellt werden.
Auch wenn örtlich hergestellte Güter anfänglich teurer oder minderwertiger sein mögen, wird dieser Grundsatz langfristig zu einem Eckstein des gesellschaftlichen Wohlstandes werden.
Quellen:
Zitate: Shrii P. R. Sarkar: Decentralized Economy – 1 in: Proutist Economics, AMP, Kalkutta 2020.
Übersetzt ins Deutsche aus dem Englischen, Zwischenüberschriften und Hevorhebungen durch die Redaktion.
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