Holger Hitendra Rohde | 28.11.2020
Auf den Fokus kommt es an!
Wie du mit Achtsamkeit deine Gedanken und Gefühle lenken kannst
Ich möchte dir eine kleine Geschichte erzählen:
Es ist ein schöner Herbstmorgen. An den Bäumen hängen noch letzte gelbe, rote und braune Blätter und die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel. Die Temperaturen sind für die Jahreszeit recht mild und es ist fast windstill. Hans hat heute Zeit und beschließt eine ausgiebige Fahrradtour zu unternehmen, vielleicht die letzte in diesem Jahr.
Bevor er seine Sachen packt, schaut er noch einmal schnell auf sein Smartphone. Dort erscheint die Nachricht, dass es gestern einen tragischen Unfall gab. Der Fahrer eines LKW hat beim Abbiegen einen Radfahrer übersehen. Der Radler wurde bei dem Unfall lebensgefährlich verletzt und ist später im Krankenhaus verstorben. Hans kennt die Kreuzung, an der dieser Unfall passiert ist. Dort fährt auch er häufig mit dem Fahrrad entlang.
Das Telefon klingelt. Sein guter Freund Felix ruft ihn an und fragt, ob er schon von dem Unfall gehört hat. Felix hat es auch gerade gelesen und berichtet, dass es ihm vor ein paar Tagen beinahe ähnlich ergangen wäre. Außerdem erzählt er noch von seinem Sturz mit dem Fahrrad vor ein paar Jahren, bei dem er sich den Arm und mehrere Rippen gebrochen hatte.
Hans verabschiedet sich von Felix und beendet das Gespräch. Jetzt hat er gerade überhaupt keine Lust mehr auf seine Fahrradtour. Er nimmt wieder sein Smartphone zur Hand, gibt bei YouTube als Suchbegriff „Fahrradunfälle“ ein und schaut sich einige Berichte und Videos dazu an. Jetzt spürt er, wie er langsam wieder müde wird. Leichte Kopfschmerzen stellen sich ein, er legt sich auf die Couch, schläft ein und träumt von Verletzungen bei Fahrradunfällen. Als er erwacht, fühlt er sich schlapp und ausgelaugt. Fast wie nach einem Marathon. Eine Fahrradtour macht er an diesem Tag nicht mehr…
Was ist passiert? Kannst du dich in Hans hineinfühlen? Wie geht es dir damit? Hat der tragische Unfall oder haben die Schilderungen von Felix und die Bilder im Netz direkt etwas mit dem Leben von Hans zu tun? Eigentlich nicht, oder? Hätte es ihm vielleicht besser getan, doch noch seine Fahrradtour zu machen?
Im Leben begleiten dich, mich und uns alle bei allem was wir denken oder tun die Dualität und die Polarität. Mut und Angst, Liebe und Hass, Mitgefühl und Rücksichtslosigkeit, Frieden und Krieg, Freiheit und Unterdrückung, Wärme und Kälte, Gelassenheit und Wut, Yin und Yang, Licht und Schatten, Freude und Trauer, Konstruktives und Destruktives, Fülle und Mangel…. das sind nur einige Beispiele.
Entscheidend ist letztlich, worauf wir unsere Aufmerksamkeit und den Fokus richten. Die Energie folgt dem Fokus. Den Gedanken und Gefühlen, denen wir unsere Aufmerksamkeit schenken, geben wir gleichzeitig unsere Energie.
Dazu folgt nun eine kleine Übung, zu der ich dich einlade. Stelle dir bitte Folgendes vor:
Du bist zu einer großen und luxuriösen Geburtstagsfeier mit 200 Gästen eingeladen. Du hast dir dafür extra ein neues Outfit gekauft, freust dich auf ein schönes Fest und betrittst den Festsaal, in dem schon viele gut gelaunte und fröhlich lachende Gäste stehen und sich angeregt unterhalten oder der leisen Klaviermusik lauschen…
Bitte achte in diesem Moment auf deine Gedanken. Hast du vielleicht gerade daran gedacht – und sei es auch nur für einen ganz kurzen Moment -, dass so eine Feier aufgrund der geltenden Bestimmungen gerade gar nicht erlaubt ist? Warst du vielleicht für einen Moment wehmütig und hast an vergangene Feste gedacht, die du erleben durftest? Bist du vielleicht traurig oder wütend, dass die Regierungen das alles verboten haben und du nicht mehr unbeschwert feiern darfst? Hast du Mitgefühl mit den Gastwirten, Betreibern von Restaurants und Musikern?
Du kannst im Grunde nichts daran ändern, dass die Neuronen und Synapsen in deinem Gehirn dir solche oder andere Gedanken schicken, Erinnerungen wachrufen und daraus Gefühle entstehen. Wenn du in der Lage bist, deine Gedanken und Gefühle aus einer übergeordneten Position zu beobachten, nicht zu bewerten und dich nicht in Emotionen zu verstricken, bist du in diesem Moment achtsam.
Weiter geht es mit der Übung:
Du bist auf der Feier, genießt das leckere Essen und die gute Stimmung. Du beobachtest die Menschen und dir fällt ein großer, schlanker Mann in einem maßgeschneiderten Anzug und mit teuren Schuhen auf. Er ist etwa 50 Jahre alt. Um ihn herum hat sich eine kleine Traube von Menschen gebildet, die gebannt seinen Erzählungen lauscht. Du gesellst dich dazu und hörst ihm ebenfalls zu. Er erzählt von seinen drei Firmen, die er sehr erfolgreich betreibt, berichtet von dem teuren Oldtimer, den er sich gerade gekauft hat und dem neuen Garten, den er gerade rund um seine luxuriöse Villa hat anlegen lassen.
Da du deine Gedanken jetzt achtsam beobachtest, weißt du wahrscheinlich längst, worauf ich hinaus will. Du könntest jetzt denken, dass dieser Mann mit seinem Luxus und Reichtum protzt, dass dir das nicht gefällt und du könntest ihn dafür abwerten. Vielleicht kommt auch etwas Neid oder Missgunst bei dir auf. Du darfst über den Mann denken was du möchtest und es ist ja auch nur wieder eine frei erfundene Geschichte, mit der ich Bilder in deinem Kopf erzeugt habe. Du hast die absolut freie Wahl, wie du mit deinen Gedanken und Gefühlen umgehst. Du kannst die Geschichte jetzt auch für dich selbst weitererzählen, du kannst mit dem Mann ins Gespräch kommen und dabei vielleicht erfahren, dass er gar nicht so glücklich ist wie er tut, seine Frau ihn betrügt, er Angst um seinen Reichtum hat oder die Gier nach immer mehr Luxus ihn quält. Alles eine Frage deiner Fantasie….
Entscheidend ist auch hierbei nur, worauf du deinen Fokus richtest. Das ist in allen Situationen im Leben so. Die Achtsamkeit ist dabei eine nie endende Übung und Praxis.
Mit der Praxis der Achtsamkeit kannst du deine Gedanken, Gefühle und damit deine Energie lenken. Du kannst dich immer und jederzeit innerlich auf Mut, Liebe, Frieden, Freiheit, Gelassenheit und das Licht ausrichten.
Das heißt selbstverständlich nicht, dass du alle negativen Dinge, Nachrichten, Meinungen und Berichterstattungen über Corona und das derzeitige Geschehen in der Welt ausblenden sollst. Für die eigene Meinungsbildung sind Informationen aus unterschiedlichen Quellen sehr wichtig. Informationen werden auch für die Entwicklung von Lösungen und das gesellschaftspolitische Wirken dringend gebraucht. Genauso wichtig ist allerdings auch die Achtsamkeit bei der Auswahl der Medien und beim Umfang der Informationen, die du konsumierst.
Eine sehr wertvolle Praxis, um die Fokussierung und die Achtsamkeit im Leben immer stärker zu implementieren, ist die Meditation.
Bevor ich meditiere, singe ich immer das Mantra „Baba Nam Kevalam“. Es bedeutet „Nur der Name des mir Liebsten und Nächsten, des unendlichen Bewusstseins“. Da ich selbst kein Instrument spiele, nutze ich dafür verschiedene Kompositionen, die im Internet zu finden sind (einige Links findest du unter diesem Text).
Das Singen eines Mantras unterstützt es, den Fokus auf die anschließende Meditation zu lenken. Und auf den Fokus kommt es schließlich an!
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