Gelbwesten und die Begrenzung von Reichtum
Von Dominik Laur | 17.12.2018
Über das Potential hinter den Forderungen der Gelbwesten.
In Frankreich fand am vergangenen Samstag Akt 5 der Gelbwesten Proteste statt. Erfreulicherweise ging es dabei recht friedlich zu und auch dieses Mal beteiligten sich noch geschätzte 33.500 Menschen an den Protesten.
Während sich das anfängliche Feuer der Bewegung in Frankreich etwas abschwächt, breitet es sich langsam über den Erdball aus. Von Toronto bis Tel Aviv zeigen sich Menschen von den Gelbwesten inspiriert und drücken ihre Solidarität in eigenen Protesten aus.
Weshalb können sich Menschen auf der ganzen Welt mit den Forderungen der Gelbwesten identifizieren?
Die Forderungen der Gelbwesten
Die Antwort auf diese Frage ist vielschichtig und wahrscheinlich nicht einmal für alle Tochterbewegungen identisch.
Dennoch liefert ein Blick in die 46 Forderungen der Gelbwesten mögliche Antworten.
Grob zusammengefasst zielen die Forderungen ab auf eine Dezentralisierung der Wirtschaft, eine Stärkung des Staates und seiner sozialen Einrichtungen, eine gerechtere Verteilung, verstärkten Umweltschutz, die Einführung von Volksentscheiden und eine humanitäre aber strikte Zuwanderungspolitik.
Das Programm zielt damit in vielen Punkten auf das Herz der neoliberalen Globalisierung, unter dessen Folgen weltweit immer mehr Menschen leiden.
Daher bieten die Gelbwesten den sog. “Globalisierungsverlierern” auf der ganzen Welt eine Projektionsfläche. Die Gelbwesten regen sie dazu an, ebenfalls Widerstand gegen die wachsende Ungleichheit zu leisten.
Reichtum begrenzen
Besonders klar wird dies an der Forderung nach einem Maximallohn von 15.000 € im Monat. Aus der neoliberaler Sicht mag dies radikal und unsinnig klingen.
Aus einer holistischen Perspektive wie wir sie vertreten, bewirkt die Begrenzung von Reichtum jedoch mehr Verteilungsgerechtigkeit.
Wenn Menschen übermäßigen Reichtum anhäufen, beschneiden sie somit das Anrecht anderer Menschen auf ihren fairen Anteil an den Ressourcen unserer Welt.
Diese natürliche Feststellung wird im ersten der fünf fundamentalen Prinzipien von PROUT berücksichtigt. PROUT ist die sozioökonomischen Theorie, die unserer Arbeit als Grundlage dient.
Das Prinzip lautet:
“Niemandem sollte es erlaubt sein, ohne die klare Erlaubnis oder Genehmigung der Gesellschaft physischen Reichtum anzuhäufen.”
Auswirkungen des 1. Prinzips
Durch Umsetzung des 1. Prinzips kann das Geburtsrecht eines jeden auf Teilhabe an den physischen Ressourcen unserer Welt verwirklicht werden.
Weiterhin wirkt es der Tendenz freier Märkte entgegen, Geld von arm nach reich zu verteilen. So verhindert es das Aufkommen von großer Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft. Auch können dann private Akteure wie Konzerne oder Privatpersonen keine unbegrenzte Macht durch Kapital mehr anhäufen.
Eine harmonischere, kooperativere Wirtschaftsweise, die auf gegenseitiger Rücksichtnahme basiert, könnte dann die Folge sein.
Denkt man die Forderung der Gelbwesten nach einer Begrenzung des Einkommens weiter zu einer Begrenzung des Reichtums, zeigt sich ihr enormes Potenzial.
Solche tief greifenden Veränderungen werden leider nicht nur bejubelt. Wir wünschen den Gelbwesten daher viel Kraft und Ausdauer in ihrem Kampf für eine gerechtere Welt.
(Photo: KRIS AUS67, wikimedia.org)