Warum Aufklärung alleine nicht ausreicht und was wir noch tun können
Dominik Laur | 08.07.2019
Spätestens seit dem viralen Rezo Video vor der Europawahl weiß ein Millionenpublikum über die zentrale Rolle der US-Airbase in Ramstein bei den illegalen Kriegen des Westens im nahen und mittleren Osten Bescheid.
Dennoch blieb die Beteiligung bei den wenige Wochen später stattfindenden Demonstrationen gegen die Airbase mehr oder weniger unverändert.
Und das obwohl sich in Umfragen regelmäßig eine breite Mehrheit der Bevölkerung gegen Krieg ausspricht. Die Aufklärung über Missstände führt also nicht automatisch dazu, dass diese auch aktiv beseitigt werden. Wieso ist das so?
Wenn wir Informationen aus der Umwelt aufnehmen, können sie im Wesentlichen auf zwei Ebenen Reaktionen bewirken. Einerseits können sie Emotionen hervorrufen, was eng mit unserem physischen Körper verbunden ist. Und andererseits können neue Informationen zur Bildung von neuen Meinungen führen. Meinungen sind letztlich eine Sammlung von Gedanken, die man als wahr erachtet. Damit sind Meinungen teil unseres mentalen Körpers.
Nun ist es so, dass wir Emotionen und Meinungen in der Regel unterschiedlich stark gewichten, wobei unsere Emotionen häufig einen viel stärkeren Einfluss auf unsere Handlungen haben, als unsere Meinungen. Das kann jeder nachvollziehen der schon einmal in vollem Bewusstsein etwas schmackhaftes, aber ungesundes gegessen hat. Das gute Gefühl beim Verzehr hat dabei eine viel stärkeren Einfluss auf unser Handeln als das Wissen über mögliche schädliche Effekte.
Sehen wir uns ein Video wie das von Rezo an, in dem viele Fakten sachlich präsentiert werden, wird überwiegend unser Verstand, also die mentale Ebene, angesprochen. Dieser Effekt verstärkt sich, wenn es sich bei den Fakten zusätzlich um abstrakte Informationen haben, die in unserer Realität nicht wirklich erfahrbar sind. Wie zum Beispiel eine weit entfernte Militärbasis, die für noch viel weiter entfernte Kriege irgendwie notwendig ist.
Damit neue Informationen zum Beispiel über Missstände, zu veränderten Handlungen führen, müssen wir daher lernen, unsere Emotionen zu erkennen und zu kontrollieren.
Denn das versetzt uns in die Lage zu entscheiden, welchen Impulsen wir Folgen möchten und welche weniger Relevanz für unser Leben haben. Diese Entscheidung basiert dann mehr auf Schlussfolgerungen des Verstandes und wir sind besser in der Lage, entsprechend unserer Meinungen und Ansichten zu handeln.
Aus diesem Grund basiert die Arbeit von MENSCHLICHE WELT auf einem ganzheitlichen Ansatz. Die Grundlage bildet die eigene Persönlichkeitsentwicklung durch Praktiken der Achtsamkeit und Meditation. Sie helfen uns dabei, uns weniger von unseren Emotionen und mehr von unserem Verstand leiten zu lassen.
Weil hier großes Potential für ein Missverständnis liegt, möchte ich anmerken, dass es hierbei nicht um die Leistungsfähigkeit des eigenen Verstandes geht, sondern um die Fähigkeit ihm auch zu folgen. Schon Immanuel Kant ermutigte: “Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!” Denn einen Verstand zu besitzen, reicht alleine nicht aus, ganz egal wie leistungsfähig er sein mag.
Neben der Bemühung über Missstände aufzuklären, müssen wir uns genauso darum bemühen, den Erkenntnissen auch Taten folgen zu lassen. Das können wir durch die Ausübung von Praktiken fördern, die teilweise seit Jahrtausenden erprobt sind.
Auf diese Weise verstärkt sich die Wirkung eines Videos wie dem von Rezo um ein Vielfaches.
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