von Dharmendra Dominik Laur | April 11, 2021
Wie entsteht die Gegenwart?
Wir Menschen sind pausenlos einer Fülle von Eindrücken ausgesetzt. Unser Körper und Geist sind stets mit verschiedenen Sinneseindrücken, Gedanken und Gefühlen gefüllt. Doch nicht alle davon, nehmen wir bewusst wahr.
Das Gefühl der Kleidung auf unserer Haut zum Beispiel, oder Hintergrundgeräusche wie die eines Lüfters, sind die meiste Zeit nicht Teil unserer Gegenwart. Obwohl die Berührung unserer Kleidung zur die Drucksensoren unserer Haut aktiviert und obwohl die Schallwellen des Lüfters unser Trommelfell zum schwingen anregen, dringen diese Signale nicht bis zu uns durch.
Unser System, also die Kombination aus unserem Körper und unserem Geist, kann nur eine begrenzte Anzahl von Eindrücken in Wahrnehmungen umwandeln. All jene Wahrnehmungen, die zeitlich sehr nah beieinander liegen, werden zu unserer bewusst wahrgenommenen Realität verschmolzen. Sie formen einen Moment.
Bei genauerer Betrachtung können wir etwas sonderbares feststellen: Das was wir als Moment wahrnehmen enthält vorwiegend Ereignisse, die schon der Vergangenheit angehören. Die Schallwellen eines Donners müssen zuerst mit etwa 300 Metern pro Sekunde zu uns gelangen, bevor sie unser Trommelfell in Bewegung versetzen. Dann vergeht wieder etwas Zeit, in der die mechanischen Bewegungen des Trommelfells in elektrische Signale umgewandelt werden, die dann ein bisschen Zeit brauchen um durch die Hörnerven in unser Gehirn zu gelangen, wo sie noch ein weiteres mal verarbeitet werden.
All diese Prozesse benötigen mal mehr und mal weniger Zeit. Doch selbst wenn sie sehr schnell von statten gehen, verzögern sie unsere Wahrnehmung gegenüber dem tatsächlichen Zeitpunkt der jeweiligen Ereignisse. In diesem Sinne besteht die Gegenwart aus einem Teil der Vergangenheit und zwar jenem Teil, mit dem wir uns in Zusammenhang stellen können.
Neben der Vergangenheit enthält unsere Gegenwart auch die Zukunft. Die Art und der Inhalt unserer Erfahrungen wird auch von unseren Erwartungen bestimmt. Erwartungen entstammen unserem Wissen und unseren Vorstellungen über die Zukunft. Stehen wir an einer Bushaltestelle und warten auf einen Bus, erleben wir die Zeit nach der geplanten Abfahrt oft recht anders als die Zeit davor. In beiden Fällen stehen wir – in ansonsten sehr ähnlichen Umständen – an einer Bushaltestelle und warten. Die Veränderung unserer Realität rührt von einer – berechtigten – Annahme über die Zukunft, die wir dem Fahrplan zuvor entnommen haben.
Was wir als Gegenwart erachten ist teilweise in der Zukunft und teilweise in der Vergangenheit verankert. Die Gegenwart ist in ständiger Bewegung und ihre Richtung ist abhängig von unserer Perspektive auf die Wirklichkeit. Die Gegenwart ist ein relatives Konstrukt. Sie existiert immer nur einmal und ist für jeden anders.
Die Gegenwart ist in hohem Maße abhängig von uns selbst und unserem geistigen Zustand. Plagen uns etwa unsere vergangenen Missetaten mit einem schlechten Gewissen oder beschäftigen wir uns zu viel mit dem Unheil der Welt und leben in Angst vor dem, was kommen mag, verwandelt sich unsere Gegenwart in die Hölle. Die Negativität der Zukunft und der Vergangenheit durchzieht dann unsere Gegenwart, die wir als von Problemen angefüllt wahrnehmen.
Gleiches gilt auch umgekehrt. Achten wir durch ethisches Verhalten auf unsere geistige Hygiene und füllen unseren Geist mit positiven Erinnerungen und Erwartungen, erleben wir unsere Gegenwart als himmlisch.
Der Schlüssel um die Gegenwart zu unseren Gunsten zu formen liegt darin, den eigenen Geist systematisch, gezielt und dauerhaft mit positiven Inhalten zu füllen. Der beste Weg dazu ist die Spiritualität. Sie zu praktizieren ist nicht immer einfach, wirkt aber garantiert.
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