Wie können wir in Deutschland glücklich leben?
Ein Gastbeitrag von Aurelia Weinhold | 06.02.2019
Warum sind so viele Menschen in Deutschland unglücklich?
In Deutschland geht es den Menschen materiell gesehen relativ gut. Aber auch hier gibt es materiellen Mangel. Es fehlen Wohnungen, die Grundsicherung reicht nicht aus und der Reichtum ist ungleich verteilt.
Das Hauptproblem ist aber das mangelnde innere Glück der Menschen.
Der äußere Reichtum hat sich in den letzten 50 Jahren verdoppelt und das innere Glück ist geschrumpft. Die Zahl der psychischen Erkrankungen hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Etwa ein Drittel der Menschen in Deutschland ist psychisch krank. Sie leiden unter Ängsten, Süchten und Depressionen.
Eine Ursache ist der wachsende Leistungsdruck in der Wirtschaft. Viele Menschen erleiden einen Burnout. Die Arbeitsbedingungen müssen so gestaltet werden, dass die Menschen gesund und glücklich bleiben.
Hier kann die Politik viel tun. Sie hat das Problem derzeit aber noch nicht erkannt. Wir fordern eine Arbeitszeitverkürzung, weniger Stress und mehr Glück in der Arbeitswelt.
Eine zweite große Ursache für das innere Unglück der Menschen in Deutschland ist das Privatfernsehen. Es orientiert die Menschen auf äußeren Konsum, stärkt die Aggression und verbreitet falsche Glückswerte.
Die Glücksforschung berichtet von einem Indianerstamm in Alaska, der glücklich und zufrieden vor sich hin lebte. Durch die Einführung des Fernsehens wurden die traditionellen Werte zerstört und Aggressionen und Unzufriedenheit kehrten in dem Stamm ein.
Wir können das Privatfernsehen nicht mehr abschaffen. Aber wir können unsere Kinder befähigen positiv mit dem Fernseher umzugehen. Und wir können im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verstärkt über die Glücksforschung informieren.
Eine dritte große Ursache des wachsenden Unglücks in Deutschland ist der Verfall der positiven Werte und Strukturen. Früher lehrten die christlichen Kirchen Werte wie Liebe, Frieden und ein gutes soziales Miteinander. Heutzutage zerfallen die Kirchen und kaum noch ein Mensch orientiert sich am christlichen Glauben. Nur etwa 10 % der Menschen gehen regelmäßig in die Kirche.
Wie können wir in Deutschland glücklich leben?
Laut Glücksforschung kommen 90 % des Glücks eines Menschen aus seinem Inneren, seiner eigenen Psyche. Nur 10 % werden durch äußere Dinge beeinflusst.
Grundsätzlich lebt jeder Mensch auf einem bestimmten Glücksniveau.
Zwar gibt es im Leben jedes Menschen Freude und Leid. Nach solchen Ereignissen kehrt die Psyche aber immer wieder zu dem persönlichen Glückslevel zurück. Weder Lottogewinne noch äußerlich reich zu sein, machen dauerhaft glücklich.
Die Glücksforschung bestätigt immer wieder, dass Reiche innerlich nicht wesentlich glücklicher sind als die Armen. Menschen, die nach äußerem Reichtum oder einer beruflichen Karriere streben, sind langfristig unglücklicher als Menschen, die ihr Glück in einer Familie, in guten Freunden oder einer guten Beziehung suchen.
Was folgt daraus?
Wenn wir in unserem Leben glücklich werden wollen, dann müssen wir vorwiegend an uns selbst arbeiten. Wir sollten achtsam auf unsere Gedanken sein, negative Gedanken stoppen, positive Gedanken fördern, regelmäßig Sport machen, meditieren und negativen Stress soweit wie möglich vermeiden.
Des weiteren sollten wir uns ein positives Umfeld aufbauen, positive Kontakte pflegen und glückliche Beziehungen haben. Und uns auch um das Glück unserer Mitwesen kümmern und ihnen helfen, soweit es uns möglich ist. Denn regelmäßig anderen Menschen Gutes zu tun ist einer der stärksten Glücksbringer.
Inneres Glück entsteht durch das Üben positiver Eigenschaften, durch die Arbeit an den Gedanken, durch Sport, Singen, Meditation und ein gutes soziales Miteinander. Hier kann jeder Einzelne viel für sein inneres Glück tun.
Gesamtgesellschaftlich brauchen die Menschen aber Unterstützung durch die Politik. Es müssen Glücksstrukturen aufgebaut und gefördert werden.
Das beginnt mit der allgemeinen Einführung des Schulfaches Glück. Des weiteren ist die Glücksforschung an den Universitäten zu fördern. Psychotherapeuten und Ärzte müssen ihren Patienten den Weg der Gesundheit und des Glücks zeigen. Glücksgruppen müssen aufgebaut werden. Eine Glückskultur muss in Deutschland entstehen. Wir brauchen kein Heimatministerium, sondern ein Glücksministerium.
Der wichtigste Punkt für das Glück der Menschen ist ein gutes soziales Miteinander. Und hier beobachten wir in Deutschland zunehmenden Hass, eine wachsende Vereinzelung, zerfallende Beziehungen, Stress in den Familien und ein Schrumpfen der Vereinsszene.
Nur wenige Menschen engagieren sich politisch. Immer weniger Menschen machen Musik oder singen in einem Chor. Es gibt viele gute Freizeitangebote, aber zu wenige Menschen nutzen sie.
Hier muss ein Umdenken in Deutschland stattfinden. Und teilweise gibt es das auch schon. Es gibt Nachbarschaftstreffen, Stadtteilfeste und die Volkshochschulen. Es gibt Stadtteilbeauftragte, die für ein gutes Miteinander der Menschen in ihrem Stadtteil oder in ihrer Wohnsiedlung sorgen. Es gibt viele gute Ansätze. Die Politik kann sie fördern und ausbauen.
Es gibt Länder wie Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland und die Schweiz, die auf der Glücksrangliste der UNO weit vor Deutschland stehen (7,8 statt 6,7 Punkten auf der Zufriedenheitsskala). Es gelingt ihnen das allgemeine Glück besser zu organisieren.
Auf Platz 1 des Happy Planet Index, bei dem neben der Lebenszufriedenheit auch der Umweltschutz berücksichtigt wird, steht Costa Rica. Deutschland liegt weit abgeschlagen auf Platz 49. Voraussetzung für das Glück und die Gesundheit der Menschen ist auch eine gesunde Umwelt.
Gastbeiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.
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