Wir können Arbeitslosigkeit beseitigen
Von Dominik Laur | 24.01.2019
Durch Arbeitszeitverkürzung und eine gerechtere Vermögensverteilung ist es möglich, Arbeitslosigkeit zu beseitigen.
Woher kommt die Arbeit?
In Deutschland fehlen 2,4 Mio Erwerbsstellen1. Gleichzeitig gibt es 45 Mio Erwerbstätige2. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit beträgt 35 Stunden3. Damit werden pro Woche insgesamt etwa 1,6 Mrd Arbeitsstunden in Deutschland erbracht.
Was würde passieren, wenn man die gesamte Anzahl an geleisteten Arbeitsstunden gleichmäßig auf alle Erwerbstätigen und Arbeitslosen verteilen würde?
Dann müssten pro Woche 1,6 Mrd Stunden von 47,4 Mio Menschen erbracht werden. Rechnerisch würde das eine Arbeitszeitverkürzung von durchschnittlich 35 auf 33 Stunden pro Woche für alle Erwerbstätigen bedeuten.
Rechnerisch können wir also allen arbeitssuchenden Menschen eine Arbeitsstelle geben. Die bereits Erwerbstätigen könnten sich dabei über eine Arbeitszeitverkürzung von 2 Stunden pro Woche freuen. Und es bliebe genug Arbeit übrig, um alle Arbeitssuchenden ebenfalls für durchschnittlich 33 Stunden pro Woche zu beschäftigen.
Wie bezahlen wir das?
Das alles ist möglich, ohne dass die Erwerbstätigen einen Cent an Gehaltseinbußen akzeptieren müssen.
Im Jahr 2018 haben die DAX-Konzerne Dividenden in Höhe von insgesamt knapp 36 Mrd. Euro an ihre Anteilseigner ausgeschüttet4. Zudem wird die Allgemeinheit jährlich um etwa 17 Mrd. € betrogen, weil Unternehmen mit Steuern tricksen und ihre Gewinne ins Ausland verschieben5. Zusammengerechnet ergeben diese beiden Werte 53 Mrd. € pro Jahr.
Diese 53 Mrd. € reichen aus, um allen Arbeitssuchenden im obigen Szenario durchschnittlich einen Stundenlohn von 12,50€ zu bezahlen. Bei einer Arbeitszeit von 33 Stunden pro Woche bekämen sie dann ein Gehalt von 1650 € pro Monat.
Damit wären alle neuen Arbeitsstellen finanziert und die bereits Erwerbstätigen blieben unbelastet. Gleichzeitig würden wir so eine gerechtere Vermögensverteilung herstellen und die Sozialkassen stark entlasten.
Was ist dazu nötig?
Deutschland hat alle nötigen Ressourcen für solch ein Vorhaben. Politiker müssten jedoch dazu entschlossen und kompetent sein, es umzusetzen.
Um die 17 Mrd. Euro, die der Allgemeinheit jährlich durch legalen Steuerbetrug vorenthalten werden, einzunehmen, müssen bestehende Steuerschlupflöcher wirksam geschlossen werden. Hierzu sind bessere Gesetze notwendig, die keine Hintertüren offen lassen. Das könnte der Bundestag sofort auf den Weg bringen, wenn er den Willen dazu hätte.
In einem Wirtschaftssystem, das auf Genossenschaften statt auf privaten Eigentumsverhältnissen basiert, würden die 36 Mrd. € an jährlichen Dividenden ganz natürlich den Mitarbeitern der Unternehmen zugute kommen. Da die Arbeiter auch gleichzeitig die Eigentümer sind, gibt es keine Teilhaber, die Geld aus dem Unternehmen ziehen, ohne etwas dafür zu leisten.
Auch aus diesem Grund arbeitet MENSCHLICHE WELT für die Verwirklichung eines Wirtschaftssystems, das auf Genossenschaften beruht.
Die oben beschriebenen Schritte würden eine Finanzierung von Vollbeschäftigung ermöglichen. Zusätzlich ist die Verwaltung und Organisation eines solchen Systems notwendig.
Derzeit kümmern sich die Jobcenter und Arbeitsagenturen um die Vermittlung von Arbeitsstellen an Arbeitssuchende. Diese Aufgabe könnte ähnlich bleiben und mit der Umverteilung von Arbeitsstunden erweitert werden. So würden auch die Arbeitsplätze in den Behörden gesichert sein.
Ein Ziel von MENSCHLICHE WELT ist es, allen Menschen ein Grundeinkommen zu garantieren, indem allen ein Arbeitsplatz garantiert wird. So werden nicht nur die materiellen Bedürfnisse erfüllt, sondern auch psychische, wie das Bedürfnis nach Anerkennung.
Durch Arbeitszeitverkürzung in Verbindung mit Anpassungen des Wirtschaftssystems können wir dieses Ziel erreichen.
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Quellen
[1] Tatsächliche Arbeitslosenzahl Dezember 2018: 3.140.988 (Quelle)
Stellenangebote der Arbeitsagentur Dezember 2018: 781 326 (Quelle)
Differenz: ca. 2,4 Millionen
[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1376/umfrage/anzahl-der-erwerbstaetigen-mit-wohnort-in-deutschland/
[3] https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-08/wochenarbeitszeit-deutschland-vergleich-europa-arbeitsministerium
[4] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/4761/umfrage/dividendenzahlungen-der-dax-unternehmen/
[5] https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_82649640/enthuellungen-durch-paradise-papers-steueroasen-kosten-deutschland-viele-milliarden.html